Viele Industrieunternehmen haben zwar einen Digitalisierungsplan oder sogar schon erste Projekte umgesetzt, scheitern aber dann an der Herausforderung, die digitale Transformation hin zu einer Fabrik 4.0 im ganzen Betrieb umzusetzen. Der h?ufige Denkfehler dabei: Die digitale Transformation betrifft ausschlie?lich die technologische Perspektive.

Weit gefehlt: Um die Transformation ganzheitlich angehen zu k?nnen, m?ssen weitaus mehr Dimensionen eines Unternehmens betrachtet werden wie organisationale und mitarbeiterbezogene Aspekte. F?r eine erfolgreiche Umsetzung kommt es darauf an, alle Perspektiven in einem Zukunftsbild zusammenzuf?hren, was nat?rlich etwas Komplexit?t in die ganze Sache bringt. Welche handhabbaren Methoden brauchen Unternehmen also, um erfolgreich eine Fabrik zu transformieren?

In unserem Industrienetzwerk ?Im Sprint zur Fabrik 4.0? gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO und dem RKW Baden-W?rttemberg geben wir schnell umsetzbare, auf den Mittelstand zugeschnittene Vorgehensweisen und bew?hrte Hilfestellungen an teilnehmende Unternehmen weiter. Unsere Erkenntnisse aus der ersten Phase m?chte ich im Folgenden mit Ihnen teilen.

Future Boarding als effektive Methode zur Erstellung eines Zukunftsbilds

Zur Erstellung von Zukunftsbildern gibt es f?r produzierende Unternehmen aktuell leider wenig handhabbare Methoden und Vorgehensweisen, die sie im Betrieb anwenden und daraus einen Transformationsplan erstellen k?nnen. Ein solches Zukunftsbild ist jedoch extrem wichtig, da es Unternehmen eine Orientierung gibt, um daraus konkrete Initiativen und Projekte abzuleiten. Zur Ber?cksichtigung unterschiedlicher Standpunkte und Erfahrungen empfehlen wir deshalb, folgende Funktionen im Prozess mit einzubinden: Gesch?ftsf?hrung sowie F?hrungskr?fte aus der Produktion und produktionsnahen Bereichen, Digitalisierungsverantwortliche sowie Mitarbeitende. Die Erstellung des Zukunftsbilds erfolgt dann am besten gemeinsam in einem Workshopformat mit maximal f?nf bis acht Teilnehmenden an einem Board.

In vier Schritten zum Zukunftsbild

Schritt 1: Gemeinsames Verst?ndnis f?r Ausgangssituation schaffen

Daf?r m?ssen folgende Fragestellungen beantwortet werden:

  • Wie ist das Gesch?ftsmodell des Unternehmens aufgebaut? Dazu notwendig ist eine grobe Beschreibung des Gesch?ftsmodells mit dem klaren Fokus auf die Kunden und darauf, welche Produkte wie hergestellt werden und wie daraus ein Mehrwert f?r das Unternehmen geschaffen wird.
  • Welche Bereiche im Unternehmen sollen durch das Zukunftsbild transformiert werden?
  • Welche Herausforderungen ergeben sich f?r den Bereich in Bezug auf Unbest?ndigkeit, Unsicherheit, Komplexit?t und Mehrdeutigkeit?
  • Welche Ziele sollen wie hoch priorisiert werden (bspw. Durchlaufzeit, Flexibilit?t oder Arbeitsattraktivit?t)?

Schritt 2: Verschiedene Betrachtungspunkte diskutieren

Im zweiten Schritt werden f?r Mitarbeitende, Organisation und Technologie jeweils die Auspr?gung der unterschiedlichen Betrachtungspunkte diskutiert und bewertet. Jeder Bereich (bspw. Organisation) beinhaltet zehn Betrachtungsdimensionen, wobei jede Dimension durch zwei gegens?tzliche Merkmale beschrieben ist, wie z. B. ?pers?nlich? und ?technologisch? (siehe Abbildung 2). Die Aufgabe besteht nun darin, f?r jede Dimension eine gemeinsame Bewertung zum aktuellen Ist-Zustand und angestrebten Soll-Zustand in f?nf Jahren vorzunehmen.

Schritt 3: Priorisierung der Betrachtungspunkte

Aus unserer Erfahrung besch?ftigen sich Unternehmen parallel mit sehr vielen tagesaktuellen und projektspezifischen Themen gleichzeitig. Wenn nun zus?tzlich ?on-top? alle 30 Betrachtungspunkte des Future Boards gleichzeitig in Projektinitiativen fortgef?hrt werden, m?ndet dies sehr schnell in einer ?berforderung der Organisation: Die Unternehmen verlieren den Fokus auf die jeweilige Aktivit?t und die Geschwindigkeit in der Umsetzung.
Daher sollen in im dritten Schritt aus den zehn bewerteten Betrachtungspunkten pro Bereich die jeweiligen ?Top 3? identifiziert werden. Die Unternehmen w?hlen hier entweder Punkte aus, bei denen ein sehr gro?er Unterschied zwischen Soll- und Ist-Bewertung vorzufinden ist, oder Themen, die aus der Diskussion heraus einen hohen Stellenwert aufweisen.

Schritt 4: Betrachtungspunkte pr?zisieren

Im finalen Schritt geht es darum, die priorisierten Betrachtungspunkte in einer Workshopgruppe gemeinsam zu pr?zisieren. Dies erfolgt nach einem festen Schema: F?r das Unternehmen soll definiert werden, was dies konkret bedeutet und welche Transformationsaufgaben sich f?r diesen Punkt konkret ergeben (siehe Abbildung 3).

Diese beschriebene Vorgehensweise hat mehrere Vorteile:

  • Partizipative Gestaltung eines gemeinsamen Strategie-Zielbilds f?r den ausgew?hlten Bereich schafft Verst?ndnis und Zustimmung unter den Mitarbeitenden
  • Einordnung und Argumentationsgrundlage f?r aktuelle und zuk?nftige Projektinitiativen
  • Starker Vernetzungseffekt innerhalb des Unternehmens, insbesondere durch die F?rderung bereichs?bergreifender Kooperationen und Initiativen
  • Kooperative, gleichberechtigte und interdisziplin?re Zusammenarbeit zwischen heterogenen Stakeholdern

Wenn Sie noch mehr dar?ber erfahren m?chten, was wir in unserer ersten Netzwerkphase an Erkenntnissen gewonnen haben und wie es ab Dezember in der zweiten Phase weitergeht, dann freue ich mich, wenn Sie an unserer Infoveranstaltung am 20.10.2022 teilnehmen. 

Digitale Transformation gestalten

Sie stecken mitten in der digitalen Transformation Ihrer Produktionsprozesse oder m?chten damit beginnen? Wir begleiten Sie gerne auf Ihrem Weg zur erfolgreichen Digitalisierung. Schreiben Sie uns gerne eine kurze Nachricht oder rufen Sie an.

Beratungsangebote zum Thema Digitalisierung