Der Umsetzungserfolg von Digitalisierungsprojekten h?ngt stark von der Einbeziehung interner Stakeholder bereits in der Analyse-, Gestaltungs- und Umsetzungsphase ab. Denn nur so kann einerseits gew?hrleistet werden, dass alle Bed?rfnisse im Unternehmen erf?llt und andererseits zugleich Akzeptanz f?r die bevorstehende Ver?nderung geschaffen werden. Die verschiedenen Sichtweisen und Interessen f?r das Vorhaben nutzenstiftend zu b?ndeln ist jedoch eine Mammutaufgabe, die eines besonders vielschichtigen Vorgehens bedarf. Welches Vorgehen eignet sich am besten, um all diese Perspektiven, W?nsche, Anforderungen und Expertisen im n?chsten Digitalisierungsprojekt zu ber?cksichtigen? Unsere Erkenntnisse aus der ersten Phase m?chten wir, das Fraunhofer IAO und das RKW Baden-W?rttemberg, mit Ihnen teilen.

 

Agile Entwicklung von Use-Cases mit dem Digitalisierungsnavigator

In unserem Industrienetzwerk ?Im Sprint zur Fabrik 4.0? haben wir gemeinsam mit den beteiligten Industrieunternehmen eine methodische Vorgehensweise angewendet, welche sowohl der iterativen Herangehensweise digitaler Projekte als auch der Integration der wichtigsten Stakeholder gerecht wird: den Digitalisierungsnavigator. Dieser wurde im Rahmen des Innovationsnetzwerks Produktionsarbeit 4.0 gemeinsam mit Partnerunternehmen unterschiedlicher Gr??en und Branchen entwickelt und bereits vielfach angewendet.

Der Ausl?ser und Ausgangspunkt von Digitalisierungsprojekten ist klassischerweise entweder technologiegetrieben oder problembasiert. Technologiegetrieben bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Vorteile einer Technologie analysiert wurden und anschlie?end zu dieser Technologie passende Anwendungsm?glichkeiten im Unternehmen identifiziert werden. Ein Beispiel dazu ist die schutzzaunlose Integration von Leichtbaurobotern in manuellen Montageprozessen, um eine Art von Mensch-Roboter-Interaktion zu realisieren, damit der Leichtbauroboter bspw. ergonomisch unvorteilhafte Aufgaben vom Mitarbeitenden ?bernimmt. Problembasiert bedeutet, dass es Problemstellungen in der Produktion gibt, die ohne eine definierte Vorauswahl an potenziellen Technologien angegangen werden. Beispielsweise kann die Problemstellung, dass zwischen Instandhaltung und Produktion Kommunikationsprobleme bestehen, ?ber unterschiedliche Ans?tze verbessert und letztendlich behoben werden. Von Seiten der beteiligten Entwicklungspartner des Digitalisierungsnavigators wurde definiert, dass der Start in den Navigator problembasiert erfolgt. Somit kann sichergestellt werden, dass Digitalisierungsl?sungen gemeinsam im Workshop entwickelt werden, statt blind vorgefertigten L?sungsans?tzen nachzueifern oder sich im Voraus auf eine Technologie festzulegen.

Mit spielerischen integrativen Elementen und einem erprobten Mix aus klassischen und Design Thinking-inspirierten Bestandteilen erleichtert der Navigator den Einstieg in das Digitalisierungsvorhaben; von der Analyse ?ber die Ideengenerierung und -auswahl (Ideation) bis hin zur Umsetzungsplanung. Eine besonders wichtige Anforderung aus der Unternehmenspraxis war laut unseren Netzwerkpartnern die Ber?cksichtigung der Bed?rfnisse der Projektbeteiligten, der sogenannten ?weichen? Faktoren. Spielbrettcharakter und Inspirationskarten beziehen in unserem Digitalisierungsnavigator daher alle Beteiligten in den Prozess mit ein und helfen so beim Abbau bestehender Hemmungen und Vorbehalte.

Sitzen alle Expertinnen und Experten am Tisch, kann?s auch schon losgehen. Durchgef?hrt wird der Navigator in drei ?bergeordneten Runden. F?r jede Runde gibt es ein Board mit einer definierten Aufgabenabfolge (siehe Abbildung 1). Am unteren Spielfeldrand sind die Aufgaben in ihrer Bearbeitungsreihenfolge dargestellt, die wiederum einzelne Aufgaben beschrieben, und jede ist mit einer empfohlenen Bearbeitungszeit versehen. So ergibt sich f?r jedes Board eine Bearbeitungszeit von ca. zwei Stunden. Wir empfehlen, pro Tag ein Board zu bearbeiten. Durch den zeitlich eng gesteckten Rahmen k?nnen auch Produktionsmitarbeitende einbezogen werden.

Runde 1: Probleme klar analysieren und Bed?rfnisse der Mitarbeitenden adressieren

Der Digitalisierungsnavigator beginnt mit der Analyse von Pain Points und den Ursachen aus Sicht des Projektteams relevantesten Schmerzes. Unserer Erfahrung nach initiieren viele Unternehmen Digitalisierungsprojekte ohne eine tiefgreifende Analyse des eigentlichen Problems, da dieses f?r einzelne Beteiligte ?glasklar? ist ? aber eben nicht f?r alle. Dies hat zur Folge, dass oftmals nur eine Symptombehandlung stattfindet, die konkreten Ursachen jedoch unbeachtet bleiben. Deshalb ist gerade dieser erste Schritt besonders wichtig. Zus?tzlich dient die erste Analyserunde dazu, ein gemeinsames Verst?ndnis f?r die Problemstellung zu schaffen und alle Projektbeteiligten in denselben Ausgangsstand zu versetzen.

Anschlie?end werden Ziele und W?nsche der Teammitglieder aufgenommen und auch Bed?rfnisse und ?ngste bez?glich des Vorhabens identifiziert. Am Ende der ersten Runde wird ein gemeinsames Problemstatement von allen Teammitgliedern formuliert.

Runde 2: Unterschiedliche Perspektiven zu einem gemeinsamen L?sungsbild zusammenbringen

Das Problemstatement und die definierten Ziele werden dann in die zweite Runde der Ideation ?berf?hrt. Hier gestalten die Teammitglieder zuerst eigene Ideen zur L?sung des Problems und entwickeln anschlie?end L?sungsideen aus Sicht einer ber?hmten Pers?nlichkeit. Diese Projektionsfl?che dient dazu, auch verr?ckte Ideen ?out of the Box? zu generieren im Stil von ?Was h?tten Albert Einstein oder Marie Curie an dieser Stelle gemacht??. Als n?chstes identifizieren die Teilnehmenden gemeinsam technologische Komponenten zur Umsetzung anhand von Technologiekarten. Jedes Teammitglied erarbeitet anschlie?end ein Scribble mit aus den ausgew?hlten Technologiekarten und m?glichen L?sungskonzepten. Dem folgend werden nach einer kurzen Pr?sentation der einzelnen Scribbles die besten Features aus den unterschiedlichen Vorschl?gen in ein gemeinsames L?sungsbild ?bertragen. Hier sollte sich jedes Teammitglied wiederfinden.

Runde 3: Gemeinsam die Umsetzung planen

Zu guter Letzt werden w?hrend der Umsetzungsplanung die wichtigsten Stakeholder und ihre Interessen identifiziert. Die L?sungsvision wird nun in Umsetzungsschritte unterteilt und auf Risiken ?berpr?ft. Neben den klassischen Themen, wie die Erstellung eines sehr groben Umsetzungsplans, haben sich an dieser Stelle auch die Kommunikation, Kultur, Bed?rfnisse und Erfolgskriterien im Projektteam als wichtige Erfolgsfaktoren herausgestellt. Diese sollen zum Ende gemeinsam definiert werden.

Der ganzheitliche Ansatz des Digitalisierungsnavigators und die Verzahnung verschiedenster Elemente sorgen daf?r, dass die Ergebnisse der einzelnen Schritte sinnvoll in den n?chsten Schritt ?berf?hrt werden und ein transparenter Entwicklungspfad sichtbar wird. Daher kann der Digitalisierungsnavigator auch ?ber mehrere Tage hinweg bearbeitet werden, ohne Verluste zu bef?rchten. Als leicht zu erlernendes Tool kann der Navigator bereits nach einer gef?hrten Session mit geschultem Personal selbstst?ndig im eigenen Unternehmen eingesetzt werden.

Digitale Transformation gestalten

Sie stecken mitten in der digitalen Transformation Ihrer Produktionsprozesse oder m?chten damit beginnen? Wir begleiten Sie gerne auf Ihrem Weg zur erfolgreichen Digitalisierung. Schreiben Sie uns gerne eine kurze Nachricht oder rufen Sie an.

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