Durch die Zusammenarbeit mit vielen Unternehmen habe ich gemerkt: Wenn ?ber Produktion 4.0 gesprochen wird, haben viele direkt ein vorgefertigtes Bild im Kopf: von einer smarten, intelligenten, autonomen und digital vernetzten Fabrik mit Drohnen in der Luft, die irgendwelche Teile durch die Gegend fliegen. Wenn ich dann frage, was im Unternehmen genau digitalisiert wurde und warum, wird stolz auf die fahrerlosen Transportsysteme gezeigt, die Paletten und Beh?lter durch die Produktion transportieren. Das sieht zwar erst mal schick aus, doch unter ?digitaler Durchg?ngigkeit? verstehe ich etwas anderes. Und wenn der Mehrwert eines umgesetzten Digitalisierungsprojekts am Ende nur lautet ?immerhin haben wir was digitalisiert?, l?uft was schief.

Mit Digitalisierung der Digitalisierung wegen, ist keinem geholfen. Wie also schaffen Unternehmen den ganzheitlichen Einstieg in das Thema Produktion 4.0? Welche Informationen fallen momentan wo an und wie kann ein gemeinsames Bewusstsein entwickelt werden? Die Frage sollte also nicht lauten ?Welches Unternehmen passt zur digitalen Transformation??, sondern ?Welcher Weg der digitalen Transformation passt zu meinem Unternehmen??. Daf?r muss zuerst der Bedarf ermittelt werden. Denn ohne Bedarf, kein Nutzen

 

Ausgangssituation kl?ren: Wo stehen wir?

Im Folgenden m?chte ich die Erkenntnisse zu dieser Herausforderung aus unserem Industrienetzwerk ?Im Sprint zur Fabrik 4.0? aufzeigen. Gemeinsam mit dem RKW Baden-W?rttemberg geben wir darin schnell umsetzbare, auf den Mittelstand zugeschnittene Vorgehensweisen und bew?hrte Hilfestellungen an teilnehmende Unternehmen weiter.

Um den Weg zur Produktion 4.0 erfolgreich zu ebnen, muss ein Unternehmen zun?chst die Potenziale und die damit verbundenen Chancen von Industrie 4.0 kennen und die komplexen Anforderungen der M?rkte begreifen. Aber vor allem muss es ein Bewusstsein daf?r haben, wo es selbst in Sachen Digitalisierung steht und wo es in Zukunft hinwill. Als sehr guter Einstieg in das Thema hat sich daher aus meiner Sicht eine ausf?hrliche und umf?ngliche Bestandsaufnahme zusammen mit einer Zielbildentwicklung bew?hrt (siehe Blogbeitrag vom 31.08.22 in den Leselinks). Auf Grundlage einer von uns bei Ihnen vor Ort angefertigten, umfassenden Informationsfluss- und erweiterten Wertstromanalyse kann der spezifische Reifegrad Ihres Unternehmens identifiziert werden. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden eines Unternehmens k?nnen damit externe Trends und interne Herausforderungen diskutiert und in einem gemeinsamen Zielbild konkrete Sto?richtungen festgehalten werden.

Assessment mit Reifegradeinstufung: Wo wollen wir hin?

Grundstein f?r die konkreten Ma?nahmen ist die Reifegradeinstufung. Sie dient als Orientierungshilfe, bis zu welchem Grad Lean Management und Industrie 4.0-Themen im Unternehmen bereits umgesetzt wurden (Nat?rlich sollte hierbei auch Optimierungspotenzial herausgearbeitet werden). Das Reifegradmodell selbst ist in ein von uns entwickeltes, umfassendes und ?schlankes? Assessmentkonzept eingebettet. Es umfasst die Bereiche Strategie, Prozesse und Wertstrom, Organisation, Methoden und Tools sowie Personal. In diesen Bereichen werden in einem zweistufigen Prozess zuerst verschiedene Teilbereiche mit Fertigkeitsstufen zwischen 1 und 4 bewertet, um im n?chsten Schritt einen klaren Migrationspfad in den einzelnen Teilbereichen hin zu Industrie 4.0 aufzuzeigen. Somit werden zum einen umfassende Informationen zur Reifegradeinstufung systematisch erfasst und analysiert. Zum anderen greift es anschlie?end Visionen rund um Industrie 4.0 auf und generiert realisierbare sowie individuelle Entwicklungsstufen f?r das jeweilige Unternehmen. Wichtig ist hier, dass nicht jedes Unternehmen in allen Bereichen bzw. Teilbereichen spitze sein muss. Nicht jedes Unternehmen muss also beispielsweise im Teilbereich ?Einsatz von Kennzahlen? besonders herausragend sein, daf?r aber im Teilbereich ?Transparenz der Materialfl?sse? umso mehr. Dies h?ngt immer von den jeweiligen Bedarfen der Kundschaft und Marktanforderungen ab.

User Stories ableiten, die auf Gesamtziel einzahlen

Nach dem Reifegradmodell ist der n?chste wichtige Schritt, daraus Handlungsfelder abzuleiten. Hier lassen sich h?ufig Cluster aus den Defiziten der Reifegradbewertung und der Wertstromanalyse erzeugen. Beispielweise zeigt sich, dass viele Medienbr?che im Auftragseingang oder hohe Liegezeiten innerhalb der Auftragsabwicklung zu st?ndigen Problemen und langen Durchlaufzeiten f?hren. Diese Cluster nennen wir Handlungsfelder, aus welchen anschlie?end Anwendungsf?lle systematisch abgeleitet werden. Diese sollten nutzungsgerecht gestaltet werden, um den sp?teren Einsatz im Unternehmen zu erleichtern. Diese Anwendungsf?lle werden anschlie?end innerhalb einer Erstbewertung evaluiert und priorisiert. Dies geschieht in interdisziplin?ren Workshop, bei denen die Anwenderinnen und Anwender gemeinsam mit Expertinnen und Experten die gesammelten Anwendungsf?lle diskutieren und bewerten.

Darauffolgend werden die Top-Anwendungsf?lle in Form von ?User Stories? detailliert erarbeitet, in Form von kleinen Scribbles und konkreten Szenen, die zeigen, wie die sp?tere L?sung konkret eingesetzt werden soll und von wem, und damit die Voraussetzung f?r deren Umsetzung definiert. Am Beispiel der vielen Medienbr?che im Auftragseingang wird hier beispielweise in konkreten Szenen beschrieben, wie der Mitarbeitende in Zukunft einen Auftrag anlegt und welche Systeme oder welches neue System daf?r genutzt wird. In einer Detailbewertung wird jede einzelne User Story auf ihre Bedeutung und ihren quantitativen und qualitativen Nutzen gepr?ft und anschlie?end im Gesamtzusammenhang eingeordnet.

Abschlie?end werden der Ziel-Wertstrom, eine Umsetzungs-Roadmap und m?gliche Migrationspfade gemeinsam definiert. Ebenso werden notwendige organisationale und prozessuale Anpassungen identifiziert und geplant. Falls gew?nscht, unterst?tzen wir Sie bei der Auswahl eines Realisierungsunternehmens und begleiten die Umsetzung entlang der definierten Roadmap.

Ein erprobtes Vorgehen, das immer neue Anwendungsf?lle produziert

Dieses Vorgehen haben wir bereits mehrmals mit Unternehmen aus der Industrie in unserem Produktionsassessment 4.0 umgesetzt. Zuletzt haben wir einen Ausschnitt dazu in unserem Industrienetzwerk ?Im Sprint zur Fabrik 4.0? bearbeitet. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Anwendungsf?lle am Ende bei den Unternehmen herauskommen und welche neuen Impulse jeweils durch die Workshops erzeugt werden. Gerade durch die systematische Bewertung zeigt sich h?ufig, dass die manchmal auf den ersten Blick gar nicht so bedeutend erscheinenden Anwendungsf?lle als die mit dem gr??ten Potenzial entpuppen. In unserem Industrienetzwerk hat sich beispielsweise schon gezeigt, dass der Anwendungsfall ?Fr?hzeitige Kommunikation und Kollaboration zwischen Entwicklung und anderen Abteilungen? zu einem der Top-Use-Cases wurde, den aber viele Unternehmen bei der ersten Betrachtung eher nicht so weit oben gesehen h?tten.

Digitale Transformation gestalten

Sie stecken mitten in der digitalen Transformation Ihrer Produktionsprozesse oder m?chten damit beginnen? Wir begleiten Sie gerne auf Ihrem Weg zur erfolgreichen Digitalisierung. Schreiben Sie uns gerne eine kurze Nachricht oder rufen Sie an.

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