Nach dem Change ist vor dem Change

Bald wird alles leichter - oder auch nicht

?Wir m?ssen nur abwarten, bis die Situation rund um Corona sich gelegt hat und dann k?nnen wir uns wieder in normales Fahrwasser begeben.? So oder so ?hnlich bekomme ich es immer wieder von F?hrungskr?ften zu h?ren - und ich glaube immer weniger daran. Wir leben in einer Zeit, in der gro?e und wichtige Ver?nderungen nicht aufh?ren werden, sondern mit einer immer schnelleren Taktung auf uns zukommen. So wird auch die Zeit nach Corona eine Zeit mit vielen Ver?nderungen und Transformationen sein. Wer diesen fundamentalen Ver?nderungen keine Aufmerksamkeit schenkt, wird keine ?berlebenschancen auf dem Markt haben.

Das Kratzen an der Oberfl?che reicht nicht aus

Der Aufgabenbereich einer F?hrungskraft inkludiert das Managen aller m?glichen Ver?nderungen. Leider erlebe ich noch zu h?ufig, dass sich lediglich mit kurzfristigen und offensichtlichen Ver?nderungen besch?ftigt wird, statt L?sungsans?tze auf existenzielle Fragen zu erarbeiten. So wird fallender Umsatz mit Kostensenkung beantwortet, der neue Wettbewerber wird durch ein neues Produkt ausgestochen und gegen den Lockdown wird die Kurzarbeit eingef?hrt. Es werden also typische Probleme des Unternehmeralltags mit direkten Ma?nahmen gel?st. Das ist wichtig, reicht aber nicht mehr aus, um auf lange Sicht als Unternehmen relevant zu bleiben. Wer langfristig am Markt bleiben m?chte, muss sich auch fundamentaleren Fragen stellen. Welchen Weg schlagen wir als Gesellschaft ein?  Was passiert gerade in der Wirtschaft? Welche grundlegenden Umbr?che stehen an? Und wie m?chte ich mich substanziell mit diesen Umbr?chen auseinandersetzen? Ist mein Gesch?ftsmodell in ein paar Jahren noch tragbar oder reite ich gerade schon ein totes Pferd? Die Besch?ftigung mit diesen fundamentalen Erkenntnisfragen f?hren dann logischerweise zu fundamentaleren strategischen Fragen, ?ber die Ausrichtung der Organisation und haben dadurch einen viel tieferen Wandel und eine viel tiefere Transformation der Firma als Konsequenz. 

Wo liegt der Hund begraben?

Nun stellt sich die Frage, warum so viele F?hrungskr?fte diese ?berlebenswichtigen Fragen ausblenden. Vielleicht weil ihnen die Fantasie fehlt, was sie machen k?nnten oder weil sie Angst haben, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen? Oder man ist so besch?ftigt damit den Alltag zu managen, dass diese fundamentalen Fragen zu kurz kommen? Was es auch immer sein mag, die Konsequenz ist, dass sich zu wenige Unternehmen im Kern hinterfragen.  So redet zwar jeder ?ber Digitalisierung, jedoch kann ich an einer Hand abz?hlen, welche Unternehmen sich wirklich mit der fundamentalen Transformation ihres Gesch?ftsmodells zum Thema Digitalisierung besch?ftigen. Dasselbe gilt f?r Nachhaltigkeit und vielen weiteren Themen.

Glaub nicht immer was du denkst!

Wir sind alle Sklaven unseres Gesch?ftsmodells und des Erfolgs der Vergangenheit. Das pr?gt unseren Blick auf unser Unternehmen. In einer gewissen Weise sind wir dadurch auch anf?llig f?r die bekannte ?Betriebsblindheit? (die ja bekannter weise immer nur die anderen haben, selbst nat?rlich nie). Von Albert Einstein stammt wohl folgendes Zitat: ?Es ist verr?ckt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen.?

Unternehmer in einer dynamischen, sich ver?ndernden Welt m?ssen aber aus dieser Denkfalle ausbrechen. Meine Erfahrung ist, dass dies allein fast unm?glich ist. In den letzten 2 Jahren habe ich verst?rkt festgestellt, wie wichtig es ist sich regelm??ig mit Menschen au?erhalb der eigenen Organisation zusammenzusetzen und die eigenen Denkans?tze kritisch zu hinterfragen. Eigentlich ist das die typische Rolle eines guten Beirats oder Strategiecoaches. Leider mutieren diese oft zu reinen Budgetbesprechungen und Statusreports. Fragen wie folgende werden leider viel zu selten kontrovers diskutiert:

• Wenn du meine Firma ?bernehmen w?rdest, was w?rdest du anders machen??
• Was machen wir falsch?
• Wo blockieren wir uns selbst?
• Wenn sich welcher Trend verst?rkt, kommen wir in Schwierigkeiten?
• Wo k?nnen wir nicht loslassen?
• Wo sind wir nicht mutig genug?
• Welche blinden Flecken haben wir?
• Wenn wir wieder von 0 anfangen k?nnten, was w?rden wir jetzt machen?
• Wenn wir x% unseres Umsatzes mit neuen Produkten machen wollen, was muss ich ?ndern, um dies sicherzustellen?
• und und und?

G?nnen Sie sich diese Nachdenk-Zeiten. Vielleicht kommt nicht beim ersten Mal die z?ndende Idee. Wenn Sie das aber regelm??ig machen, erh?hen Sie die Wahrscheinlichkeit, die richtigen Kurskorrekturen vorzunehmen.