Auch wenn die Bedeutung zuweilen inflation?r betont wird: Digitalisierung ist kein Modethema. Der digitale Wandel ist in den deutschen Unternehmen schon heute in vollem Gange. Neue digitale Technologien wie K?nstliche Intelligenz (KI) ver?ndern Prozesse in Produktion, Entwicklung oder Vertrieb. Neue Gesch?ftsmodelle haben das Potenzial, ganze Branchen durchzur?tteln.

Wo f?hrt die digitale Reise hin?

Auch der Mittelstand steckt mittendrin in dieser digitalen Transformation. Zwar haben sich zahlreiche kleine und mittelst?ndische Unternehmen (KMU) schon erfolgreich auf den Weg in die digitale Zukunft gemacht. Aber bei vielen ist auch noch deutliche Unsicherheit zu sp?ren.

Wir alle wissen nicht genau, wo die digitale Reise hinf?hrt. Trotzdem wird sich kein Unternehmen dem digitalen Wandel entziehen k?nnen. Im Gegenteil: Wer die Chancen der Digitalisierung f?r sich nutzt, wird in Zukunft im Wettbewerb die Nase deutlich vorn haben.

Der Wandel muss fl?chendeckend in die KMU

Die Digitalisierung des Mittelstands ist aber nicht nur eine Frage der Wettbewerbsf?higkeit einzelner Unternehmen. Die mittelst?ndischen Unternehmen gelten nicht umsonst als das R?ckgrat der deutschen Wirtschaft. 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind KMU. Und mehr als 60 Prozent aller Besch?ftigten arbeiten dort. Der digitale Wandel der deutschen Wirtschaft kann also nur dann zum Erfolg werden, wenn die Digitalisierung auch fl?chendeckend in den KMU gelingt. Deshalb muss die Politik den Mittelstand im Hinblick auf ihre Digitalstrategien endlich st?rker in den Blick nehmen. Denn die Herausforderungen f?r die deutsche Wirtschaft sind in Sachen Digitalisierung enorm - f?r den Mittelstand sind sie aber ganz besonders gro?.

Kaum ein Thema brennt den Unternehmerinnen und Unternehmern mit Blick auf die Digitalisierung mehr unter den N?geln als der Fachkr?ftemangel. Schon heute fehlen in Deutschland alleine im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mehr als 300.000 Fachkr?fte - davon rund 40.000 Informatiker. Der Kampf um die besten K?pfe wird dabei global gef?hrt. KMU k?nnen hier vor allem in Sachen Geh?lter oftmals mit internationalen Digitalriesen wie Google oder Amazon, aber auch mit hiesigen Gro?konzernen nicht mithalten. Hier ist die Politik besonders gefordert. Mit der Umsetzung des Fachkr?fteeinwanderungsgesetzeshat die Bundesregierung einen wichtigen Schritt im Kampf gegenden Fachkr?ftemangel getan. Denn gerade f?r KMU ist es wichtig,dass im Ausland angeworbene Spezialisten schnell und unb?rokratisch in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen k?nnen.

Entscheidend wird in den n?chsten Jahren aber sein, auch das inl?ndische Fachkr?ftepotenzial noch st?rker zu Bildung ist - wie auf vielen anderen politischen Handlungsfeldern auch - der entscheidende Schl?ssel, um unser Land fit f?r die digitale Zukunft zu machen. Wie uns das gelingt? Wir m?ssen das Thema Digitalisierung breit auf allen Bildungsebenen, von der Grundschule bis hin zu Berufsschule und Universit?t, verankern. Denn hier wachsen die Fachkr?fte von morgen heran. Ein grundlegendes Verst?ndnis f?r digitale Technologien sollte deshalb ebenso zur Allgemeinbildung geh?ren wie Rechnen, Lesen und Schreiben.

Bereits in der Schule muss der Grundstein gelegt werden, um im sp?teren Erwerbsleben schnell und flexibel auf technische Ver?nderungen reagieren zu k?nnen. Kindern und Jugendlichen m?ssen digitale Methodenkompetenzen vermittelt werden, insbesondere auch mit Blick auf entsprechende Lehrmethoden und -materialien, die f?cher?bergreifend in den Schulunterricht integriert werden. Dazu m?ssen die Schulen entsprechend technisch ausgestattet sein - angefangen von WLAN und Lehrer-Tablets bis hin zu interaktiven Lern-Apps.

Der Digitalpakt war hier ein erster, notwendiger Schritt. Wichtig ist jetzt, dass digitale Inhalte und Kompetenzen sinnvoll in die Lehrpl?ne integriert, Lehrkr?fte entsprechend geschult und ausgebildet sowie junge Menschen bereits in der Schule f?r digitale Berufe begeistert werden. Informatik sollte deshalb als Wahl- oder Profilfach an allen Schulen angeboten werden. So k?nnen schon fr?h Neugierde und Verst?ndnis f?r die M?glichkeiten digitaler Technologien spielerisch und klischeefrei geweckt werden. Daf?r muss der Informatikunterricht in der Schule aber auch anwendungsorientiert gestaltet und mit der Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen verkn?pft werden.

Br?cke zur praktischen Ausbildung im Betrieb

Die Berufsschulen sind eine gerade f?r Mittelst?ndler unverzichtbare S?ule im System der dualen Ausbildung und wichtige Partner f?r die Betriebe. Sie m?ssen bei F?rderprogrammen und Initiativen des Bundes, der L?nder und der Kommunen zur digitalen Ausstattung ebenso wie die allgemeinbildenden Schulen ber?cksichtigt werden. Hohe Priorit?t m?ssen zudem die Sicherung des Lehrkr?ftenachwuchses an den Berufsschulen und deren Aus- und Fortbildung im Kontext der Digitalisierung haben. Gleiches gilt f?r das duale Studium, das sich in Deutschland immer gr??erer Beliebtheit erfreut.

Gerade f?r mittelst?ndische Unternehmen er?ffnet sich dabei die M?glichkeit, eine Br?cke zwischen Studium und praktischer Ausbildung im Betrieb zu schlagen. Diese M?glichkeit gilt es auch politisch weiter zu st?rken.

Ernst machen mit der Digitalisierung der Verwaltung

Der digitale Wandel stellt aber auch die betriebliche Weiterbildung vor enorme Herausforderungen. Denn wer auf dem Arbeitsmarkt keine geeigneten digitalen Fachkr?fte findet, muss sie im eigenen Unternehmen "heranziehen". Dabei sind die digitalen Kompetenzen in vielen Unternehmen, insbesondere auch in KMU, noch viel zu wenig vorhanden. Das gilt vor allem f?r die Industrie, dem Innovationstreiber schlechthin, gerade auch im deutschen Mittelstand. Um im digitalen Wettbewerb auch weiterhin an der weltweiten Spitze mitzuspielen, m?ssen KMU deshalb schon heute in die digitale Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren. Helfen k?nnen hier zum Beispiel digitale Lernangebote wie spezialisierte Onlinekurse, die zielgenau die ben?tigten digitalen Kompetenzen vermitteln. Dennoch werden die durch den digitalen Wandel notwendigen Weiterbildungsma?nahmen f?r viele KMU ein finanzieller Kraftakt. Hier sollte die Politik die Unternehmen zum Beispiel durch eine steuerliche F?rderung von betrieblichen Weiterbildungsma?nahmen unterst?tzen.

Die Einf?hrung digitaler Prozesse und Technologien erfordert h?ufig auch eine Ver?nderung der Arbeitsorganisation im Betrieb. Gerade KMU sind hier auf die M?glichkeit flexibler L?sungen angewiesen. Tritt zum Beispiel bei einem Kunden in einem Werk in Mexiko ein technischer Fehler im Produktionsprozess auf, muss der Ingenieur aus Deutschland sich im Notfall auch flexibel am Abend noch online zuschalten k?nnen, um bei der Fehlerbehebung zu unterst?tzen. Nach geltendem Arbeitszeitgesetz w?re ihm dies in der Regel nicht erlaubt.

Hier muss das Arbeitszeitgesetz endlich an die Realit?ten des digitalen Zeitalters angepasst werden. Was der Mittelstand im digitalen Wandel ganz bestimmt nicht gebrauchen kann, sind noch mehr unn?tige b?rokratische Belastungen. Allein die europ?ische Datenschutzgrundverordnung ist f?r viele KMU zu einer ?rgerlichen Dauerbaustelle geworden. Statt also ?ber neue Belastungen, wie ein Recht auf Homeoffice, nachzudenken, sollte die Politik endlich ernst machen mit der Digitalisierung der Verwaltung. Denn ein unkomplizierter, elektronischer Austausch mit den Beh?rden w?rde den Mittelstand enorm entlasten und die Digitalisierung zum Beispiel im Personalwesen deutlich beschleunigen.

Die Liste der weiteren offenen Baustellen ist lang. Ganz oben steht das Thema Netzinfrastruktur. Das erste, das mir oft auff?llt, wenn ich vor Ort bei Unternehmen im l?ndlichen Raum bin, ist der schlechte Handyempfang in den Gewerbegebieten. H?ufig kann man froh sein, ?berhaupt Netz zu haben. Dabei sind 5G und Breitband unverzichtbare f?r den Erfolg von Industrie 4.0. Wir brauchen endlichschnelles Netz auch auf der gr?nen Wiese. Hier herrscht akuter Handlungsbedarf. Ansonsten werden viele Mittelst?ndler im internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten k?nnen oder ihrenStandort in Ballungsr?ume verlegen, wo sie Zugang zur notwendigen Infrastruktur haben. Beides kann weder im Sinne der Politik, noch desregional oft tief verwurzelten Mittelstands sein.

Der Mittelstand steht im digitalen Wandel nicht nur im Wettbewerb mit traditionellen Industriekonzernen, sondern zunehmend auch mit den digitalen Riesen aus China und den USA. Diese investieren enorme Summen in Forschung und Entwicklung und haben dank eigener Cloudtechnologien und Plattformen Zugang zu riesigen Datenmengen. Damit der Mittelstand hier auch in Zukunft mithalten kann, sollte die Politik die Forschung gerade auch in KMU st?rken. Die von der Bundesregierung beschlossene F?rderung von Forschung und Entwicklung in Unternehmen ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Dar?ber hinaus gilt es, den Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in die mittelst?ndische Wirtschaft zu st?rken. Zudem sollten mittelst?ndische Unternehmen dabei unterst?tzt werden, gemeinsame Dateninfrastrukturen zu errichten, um in Sachen Big Data den Digitalkonzernen etwas entgegen setzen zu k?nnen. Schlie?lich gilt es, den Mittelstand bei Investitionen in digitale Technologien zu unterst?tzen. Denn gerade bei der Digitalisierung ganzer Produktionsanlagen sind oft hohe Investitionssummen n?tig. Manche Maschinen haben eine Lebensdauer von ?ber 20 Jahren.

F?r viele KMU ist der digitale Wandel deshalb vor allem auch eine finanzielle Herkulesaufgabe. Die bereits bestehenden, erfolgreichenF?rderprogramme f?r die Digitalisierung des Mittelstands sollten daher noch weiter ausgebaut werden.

Wir brauchen jetzt mutige Entscheidungen

Immer mehr mittelst?ndische Unternehmen haben die Chancen des digitalen Wandels erkannt und investieren in digitale Prozesse, Technologien und Gesch?ftsmodelle. Zahlreiche Hidden Championssind sogar dabei, dank Digitalisierung ihre Stellung als Weltmarktf?hrer noch auszubauen. Dennoch gibt es im Mittelstand noch erheblichen Nachholbedarf. Denn gerade KMU stehen mit Blick auf die Digitalisierung vor enormen Herausforderungen. Der digitale Wandel wird im Mittelstand nur dann zum Erfolg werden, wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen die Unternehmen schafft.

Dabei ist Eile angesagt. Die Schnelligkeit des digitalen Wandels ist enorm. Wenn wir in Deutschland im Wettbewerb mit China und den USA bestehen wollen, dann brauchen wir jetzt mutige Entscheidungen. Die Zeit der digitalen Strategiepapiere muss endg?ltig vorbei sein.

Was die mittelst?ndischen Unternehmen brauchen, ist jetzt endlich konkretes Handeln.

Das RKW BW unterst?tzt mittelst?ndische Unternehmen mit Unternehmensberatung und Weiterbildung. M?chten Sie sich unverbindlich informieren? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Beratung RKW Baden-W?rttemberg

0711 229980