Bewegte Bilder im Heimat-Dialekt

Die Filmproduktionsfirma "Schwabenlandfilm" aus Dettingen/Erms hat vor zehn Jahren dem heimischen Dialekt eine Hauptrolle in einer Fernsehserie verschafft. Das aus Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie bestehende Team macht heute auch Spiel- und Dokumentarfilme.

Wer erinnert sich noch? "Laible und Frisch" hie? vor etwa zehn Jahren eine Fernsehserie im SWR. Darin trafen eine alteingesessene schw?bische Landb?ckerei und eine norddeutsche Gro?b?ckerei aufeinander. In Schafferdingen alias Bad Urach und Umgebung f?hrte das einerseits zum Existenzkampf und andererseits zu amour?sen Verflechtungen. Ein deftiger Stoff, der mit vielen schw?bischen Dialektsprechern inszeniert wurde. Was damals alles andere als normal war im TV: Es waren echte Schwaben, Mundart sprechende Hauptpersonen. Nicht etwa angelernte Pseudo-Schwaben, die in folkloristisch-drolligen Nebenrollen auftauchen, wie man es in nationalen Produktionen ?fters ertragen muss. Insgesamt zw?lf Folgen von "Laible und Frisch" wurden produziert und ausgestrahlt, jeweils sechs in der Weihnachtszeit 2009 und Weihnachten 2010. Dann war Schluss, der SWR verl?ngerte trotz der sehr guten Einschaltquoten vorerst nicht. Ein Schock f?r die Macher der Serie, die Schwabenlandfilm GmbH aus Dettingen im Ermstal.

Wurzeln in der Filmakademie

Heute, etwa zehn Jahre sp?ter, sagt Frieder Scheiffele: "Wir sind dort angelangt, wo wir hinkommen wollten." Scheiffele, Absolvent der Filmakademie Baden-W?rttemberg mit Schwerpunkt Produktion und Fachbereich Serienproducing, ist einer der Gr?nder und Gesellschafter sowie Gesch?ftsf?hrer des Unternehmens. Der 40-J?hrige aus Dettingen/Erms ist derjenige, der die Firma im Alltag am Laufen h?lt. "Wir sind inzwischen nicht nur im S?dwesten ein guter Ansprechpartner, wenn es um Unterhaltung mit regionalen Bez?gen geht", sagt Scheiffele. Sie filmen mit Dialekt und ohne. "Wir k?nnen auch Programm herstellen, das national und international funktioniert."

Ihr Spielfilm "Dolores" lief 2016 im SWR-Fernsehen in der Reihe "Deb?t im Dritten", 2017 auch im Ersten. Er wurde auf mehreren Festivals gezeigt, im In- und Ausland, war sogar f?r den Grimme-Preis nominiert. 2019 wird "Eine Hochzeit platzt selten allein" im Ersten kommen, freitagabends zur Hauptsendezeit, eine Auftragsarbeit.

Um den Stoff von "Laible und Frisch" weiterzuerz?hlen, haben die Schwabenlandfilmer zwei Theaterst?cke gemacht. Insgesamt ?ber 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die "Kom?die im Marquardt" und das Stadttheater in Heilbronn. Das ?berzeugte auch den SWR. Zusammen wurde anschlie?end der Kinofilm "Laible und Frisch - Do goht dr Doig" produziert, rund 200.000 Zuschauer haben ihn gesehen. 2019 gibt es bei den Burgfestspielen in Jagsthausen mit "Laible und Frisch - Urlaubsreif" eine weitere Urauff?hrung.

18 Eisen im Feuer

Bis die Firma sich so gut etabliert hat, musste das Team von Schwabenlandfilm viel tun. Nach dem ?berraschenden Serien-Aus von "Laible und Frisch" galt es sich breiter aufzustellen. Die MFG Filmf?rderung Baden-W?rttemberg half dabei. "Wir haben parallel 18 Projekte auf einen Schlag entwickelt", erinnert sich Scheiffele. Besser war das - denn die Branchen-Statistik besagt: Von zehn bis 15 solcher Entwicklungen klappt normal eine.

"Es gibt einfach keine Planungssicherheit. Man entwickelt die Konzepte auf eigenes Risiko. Man wei? nie, kommt der Auftrag oder nicht. Oder kommen f?nf gleichzeitig." Man m?sse vorweg ahnen, was in zwei, drei Jahren gefragt sein wird. Wenn dann ein Auftrag kommt, herrscht gr??te Eile, weil die Fristen knapp sind. Kriegt man die Schauspieler, die Motive? Und die Finanzierung? "Der Filmmarkt in Baden-W?rttemberg leidet unter chronischem Geldmangel." Ohne F?rderungen und einen Fernsehsender wie den SWR ist es eigentlich nicht zu schaffen. Aber auch gef?rderte Projekte sind nie voll durchfinanziert, die Produktionsfirma braucht immer Eigenanteile. "Das ganze Risiko h?ngt an uns. Wenn ein Regisseur die Zeiten ?berzieht oder wenn das Wetter nicht mitmacht, wird es knapp. Erst recht, wenn die Puffer l?ngst weggek?rzt wurden."

Kurz vor dem Dichtmachen

Filme zu machen ist unternehmerisch sehr viel h?rter als viele andere Branchen. "Es gibt immer so Phasen, in denen man eigentlich dichtmachen m?sste", sagt Scheiffele. W?hrend innerhalb der Drehzeiten dutzende oder hunderte Beteiligte durcheinanderwuseln, muss sich das Unternehmen in den Phasen dazwischen zur?ckschrumpfen auf ein, zwei Personen. Festangestellte kann man sich eigentlich nicht leisten. Frieder Scheiffele stellt oft selbst sein Gehalt zur?ck. Aufgeben kommt trotzdem nicht in Frage: "Wer Filme macht, kann Welten schaffen", schw?rmt Scheiffele.

Pr?gend f?r die junge Firma und deren Identit?t war ihr Tiefpunkt, er ist es bis heute, merkt man im Gespr?ch: jener Moment, als die Serie "Laible und Frisch" starb. Denn ihre Einschaltquoten waren gut. "Wir hatten Marktanteile, die gut doppelt so hoch waren wie der Durchschnitt beim SWR", berichtet Scheiffele. "Wir hatten 15 Prozent, der Schnitt liegt bei sechs Prozent. Die Zuschauer-Zahlen sind unterwegs angestiegen, am Ende waren es bis zu 900.000 Zuschauer pro Folge." Mit Landesf?rdermitteln hatten sie vorbildlich Serienstrukturen aufgebaut. Spielte am Ende aber keine Rolle, als das Aus kam. "F?r uns bitter. Wir h?tten alle weitergemacht." Merke: In diesem Business gelten eigene Regeln. Regeln, die auch von denen, die t?glich damit klarkommen m?ssen, nicht unbedingt verstanden werden. F?r Laible und Frisch kam ja doch noch ein Happy End. "Totgesagte leben l?nger: bis heute!"

Politisch st?rken

Scheiffele macht sich auch politisch und strukturell f?r eine St?rkung des Film-Standorts Baden-W?rttemberg stark. "Wir haben damals Pionierarbeit gemacht, seither gibt es ?fters Produktionen mit schw?bischem Dialekt. Aber warum muss man sowas ausgerechnet von Produktionsfirmen aus Hamburg oder Berlin machen lassen? Dadurch flie?en Landesgelder in ein anderes Bundesland." Das w?rden andere Bundesl?nder politisch anders steuern, gezielt die eigenen Leute f?rdern. "Schlecht f?r Filmemacher aus Baden-W?rttemberg: Anderswo kommen sie nicht zum Zug, und daheim kommen andere zum Zug." Stolz verweist er darauf, dass sich bei der IHK Reutlingen 2016 der landesweit erste Ausschuss f?r Medien- und Filmwirtschaft konstituiert hat. Er geh?rt ihm an, zusammen mit anderen Vertretern der Fernseh- und Filmbranche sowie von Kinobetrieben, auch der SWR ist beteiligt. Sie wollen unter anderem eine engere Kooperation von Ministerien zugunsten der Filmbranche im Land, die Umsetzung der Filmkonzeption des Landes sowie den Ausbau der Filmf?rderung des Landes. Es geht um ein zielgerichtetes Miteinander f?r einen erfolgreichen Filmstandort. "Die Voraussetzungen in Baden-W?rttemberg sind vielversprechend, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen", sagt Scheiffele.

Individuelle, fachkundige Beratung durch das RKW BW

Dass es Schwabenlandfilm heute noch gibt, daf?r hat auch RKW Baden-W?rttemberg gesorgt. Seit 2011 betreut ein RKW BW-Berater das Unternehmen. "Dank RKW BW ist eine Kontinuit?t drin", sagt Scheiffele. "Immer wenn man Hilfe braucht, hat man innerhalb k?rzester Zeit ein Ergebnis. Das klappt sehr unb?rokratisch und schnell: Man ruft an - und innerhalb von ein, zwei Tagen ist der Berater da und hilft einem, das Ganze aufs Gleis zu bringen." Zwei Fachberater hat das RKW BW hinzugezogen. Einer ist Mitinhaber eines Finanzconsulting-Unternehmens. Er half beim Businessplan, einem tragf?higen Finanzierungskonzept und bei Bankgespr?chen. Er habe sich sogar pers?nlich bei der Suche nach einem Investor engagiert, berichtet Scheiffele. Das externe Know-how habe sehr geholfen: "Die Ausbildung in der Filmakademie d?rfte unternehmerischer ausgerichtet sein."

?hnlich wichtig ist auch der zweite Fachberater: Er ist ebenfalls Absolvent der Filmakademie, hatte eine eigene Filmproduktionsfirma und ist jetzt seit vielen Jahren als Berater und Dienstleister in der Kreativwirtschaft t?tig. Ihn konsultierten die Schwaben bei filmspezifischen Fragestellungen. "Er ist vom Fach, er hat das alles selbst schon durchlebt", erz?hlt Scheiffele. "Wir sind wirklich froh, dass wir ihn und all seine Expertise ?ber das RKW buchen konnten."

Das sei ein gro?er Vorteil des RKW BW:

Dort ist es m?glich, Fachberater zu kriegen, die wirklich kompetent sind, die sich auskennen, auch in einem so spezialisierten Bereich wie unserem", sagt Scheiffele. "Wir bekommen Beratungen, die sind nicht von der Stange, wir kriegen auch keine Schablonen aufgedr?ckt - sondern das ist alles komplett individuell. Das bringt uns wirklich weiter."

Weitere Informationen

Schwabenlandfilm GmbH (B?ro)

72760 Reutlingen

www.schwabenlandfilm.de

www.schwabenlandfilmtour.de

www.laible-und-frisch.de

www.branded-experience.de

RKW BW-Berater: Ralph Sieger

RKW BW-Fachberater: Prof. Hendrik Wolff (Finanzen), Christian H?nem?rder (Film)

Beratungszeitraum: 2011 bis heute

Beratungsschwerpunkte: Finanzierung, Businessplan, Organisationsaufbau, Prozesse, Coaching, Strategieberatung zu Produktportfolio und Marktgegebenheiten

Haben Sie Fragen, brauchen Sie Unterst?tzung? Dann senden Sie eine E-Mail ans RKW BW oder rufen Sie uns an: 0711-22998-0.

Das RKW BW unterst?tzt mittelst?ndische Unternehmen mit Unternehmensberatung und Weiterbildung. M?chten Sie sich unverbindlich informieren? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Beratung RKW Baden-W?rttemberg

0711 229980