Kira Neumann - Eine Freundin zum Einleben

Kira Neumanns Firma "Kiramiga" begleitet Menschen, die neu sind in Stuttgart - vor allem Fachkr?fte aus dem Ausland.

Neu in einer Stadt, fremd in einem Land - wer das schon mal selbst erlebt hat, wei?, dass einen im Alltag allerhand kleine und gro?e Fragen besch?ftigen. Wo ist ein guter Kinderarzt? Wie funktioniert M?lltrennung? Wie feiert man hier? All solche Dinge w?ren leichter, wenn man eine ortskundige Freundin h?tte, die es einem ganz pragmatisch erkl?rt und zeigt. Genau das ist die Gesch?ftsidee, mit der sich Kira Neumann Ende 2018 in Stuttgart selbstst?ndig gemacht hat: Mit ihrer Firma "Kiramiga" hilft sie Menschen beim Einleben und bei den Fragen des Alltags. Ihr Angebot richtet sich prim?r an Expats, also Fachkr?fte aus dem Ausland, die zum Arbeiten ins L?ndle kommen - internationaler Austausch ist bei gro?en Konzernen an der Tagesordnung. Auch alle anderen Neu-Stuttgarter sind ihr herzlich willkommen.

Kira Neumann, 44 Jahre alt und zweifache Mutter, tickt selbst ziemlich international. Sie ist zweisprachig aufgewachsen, au?erdem lebte und arbeitete sie einige Jahre in Japan. Danach startete die Hamburgerin in Stuttgart neu. Vor 16 Jahren war das, und sie erlebte es als schwierig, sich in S?ddeutschland einzuleben. "Ich bin ein ganz offener Mensch. Aber es war kompliziert, Fu? zu fassen in Stuttgart, selbst f?r mich mit deutschen Wurzeln." Im Lauf der Zeit fand sie sich, auch dank ihrer Mehrsprachigkeit, immer wieder in der Rolle der Helferin f?r internationale Freunde und Bekannte. Dass sie gern netzwerkt, kam ihr dabei zugute. So konnte sie beispielsweise mal eine Hebamme vermitteln, die auch japanisch spricht.

Ein Beruf war das aber noch lange keiner. Kira Neumann hatte sowieso schon zwei. Nach ihrem Abschluss an der Wirtschaftsakademie arbeitete sie in Deutschland und Japan f?r gro?e Transportunternehmen. Weil sie sich gern bewegt, kam fr?h ein zweites Standbein hinzu: Sie lie? sich zur Yoga- und Pilates-Lehrerin ausbilden und gab Kurse, erg?nzte immer neue Ausbildungen auch in BodyART, Thai-Yoga, Qi Gong, Aerobic, R?ckenschule. Nach der Geburt ihres ersten Kindes 2008 wollte sie ihre Zeit freier einteilen k?nnen, gab die Anstellung auf und arbeitete als freie Trainerin, auf Deutsch, Englisch und Japanisch.

Speziell am Rand ihrer Sport-Kurse, von den internationalen Teilnehmern, kamen jene Fragen auf, durch die Kira Neumann immer st?rker einen gro?en Bedarf sp?rte - gro? genug, um nicht nur freundlich zu helfen, sondern daraus eine Gesch?ftsidee abzuleiten. Es sollte eine Dienstleistung sein f?r Neu-Stuttgarter und mehr noch f?r deren Lebenspartner: Denn die Ehefrauen arbeiten oft nicht und k?mmern sich um die Fragen des Alltags. Sie ringen mit ?rzten und dem Gesundheitssystem, Schwangerschaften und Kinderbetreuung, der winterlichen R?um- und Streupflicht oder auch Leergut-Automaten, mit ?ffentlichen Verkehrsmitteln und fremden Haushaltsger?ten, ungewohnten Lebensmitteln und Drogerieprodukten. Auch die ?ffnungszeiten von L?den oder wann diese wegen Feiertagen geschlossen sind, muss man erst mal wissen.

Die Idee f?r ein neues berufliches Projekt war geboren und reifte vor sich hin, erz?hlt Neumann. "Aber wie setzt man das richtig auf?" Sie habe versucht sich zu sortieren, mit Freundinnen gesprochen, mit Teilnehmerinnen aus ihren Kursen. Richtig zusammenf?gen konnte sie das Projekt, als RKW BW-Fachberaterin Bettina Sauter ins Spiel kam. "Sie hat mir geholfen, die heutige Struktur zu entwickeln - also was genau wir anbieten, wie wir es anbieten, wer unsere Zielgruppen sind und wie wir das vermarkten." Ob sie es ohne Beratung auch geschafft h?tte? "Sicher noch nicht jetzt. Und nicht so, dass ich mich so gut damit f?hle." Es gab ihr Sicherheit, die Gr?ndung mit jemandem durchzusprechen, der das schon ?fters getan hat und auch Input bringt, den man selbst nicht bedacht h?tte. "Ohne RKW w?re Kiramiga nicht auf dem Level, auf dem wir jetzt sind."

Ein halbes Jahr lang trafen sich Neumann und ihre Beraterin, meist ein, zwei Mal im Monat. Zusammen schrieben sie den Businessplan. Kl?rten die Bepreisung und rechneten, wie sich das Ganze tragen kann. Au?erdem half die Beratung, sich abzugrenzen und das eigene Profil zu st?rken. Was leisten andere Anbieter? Zuvor hatte Kira Neumann zwar ein Bauchgef?hl: Sowas gibt's noch gar nicht. Nach der gr?ndlichen Recherche wusste sie sicher, dass das auch stimmt. Denn die auf Relocation spezialisierten Agenturen, die am Markt gut etabliert sind, k?mmern sich um Wohnungen, Visa und Sprachkurse. Nicht um den Alltag und die Lebensqualit?t. Nicht um Willkommenskultur.Das macht nun Kiramiga. Mit Engagement, Herzblut und ihrem derzeit f?nfk?pfigen Team aus Welcome Angels. Sie bieten Einzelbetreuung oder kleine Gruppen - idealerweise aber nicht in Schulungsr?umen. "Wir wollen mit den Leuten rausgehen in ihren Alltag, einkaufen, ausprobieren. Sonst erkl?rt man alles theoretisch, und beim n?chsten Mal stehen sie wieder verunsichert davor." Das Herzst?ck von Kiramiga ist die Internet-Seite, liebevoll illustriert, voller Tipps und n?tzlicher Blog-Beitr?ge. Auch via Facebook, Instagram und Google Business will die Unternehmerin Besucher auf die Webseite locken. 2019 steht Kaltakquise an. Kira Neumann wendet sich im ersten Schritt gezielt an Unternehmen, von kleinen Mittelst?ndlern bis zum gro?en Konzern. "Ich bin ?berzeugt, dass die Unternehmen enorm profitieren k?nnen, wenn ihre neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut zurechtkommen. Und wenn sich ihre Familien nach kurzer Zeit wohlf?hlen. Umgekehrt gibt es merkliche Einbu?en an der Leistung und Zufriedenheit, wenn es zuhause nicht so rund l?uft." Aus dem Baukasten ihrer Angebote lassen sich verschiedene L?sungen ma?schneidern. Sie rechnet gern vor, wie preiswert das ist, "gerade angesichts dessen, was die Konzerne bereits ausgeben f?r ihre Expats". Sie zitiert internationale Studien, wonach Deutschland auf Platz 66 von 68 landete bei der Frage, wie einfach es ist, sich in L?ndern niederzulassen und heimisch zu f?hlen. Noch.