In Balingen konnte man schon 2006 auf 800 Quadratmetern biologische Lebensmittel kaufen.

Wer heute Bioprodukte kaufen will, hat es leicht: Mehrere Bio-Supermarktketten bieten landauf-landab ihr standardisiertes Sortiment an. Auch in den konventionellen Superm?rkten und Discountern tragen immer mehr Produkte ein Bio-Siegel. Stefan Schopf sieht diese Entwicklungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Er war mit seinem ersten Bio-Supermarkt zehn Jahre fr?her dran.

2006 hat die von ihm gef?hrte b2 Biomarkt GmbH in Balingen ihren ersten Supermarkt auf 800 Quadratmetern er?ffnet, auf einer Fl?che, die zuvor ein Discounter bespielt hatte. S?dlich von Stuttgart waren sie unter den ersten Bio-Superm?rkten und zugleich einer der gr??ten. 2010 kam ein zweiter Markt in Rottweil hinzu. 2012 erweiterte man in Balingen auf 1000 Quadratmeter. Vier Dienstleistungs-Sparten hat das Unternehmen inzwischen: G?rtnerei, Biolebensmittel-Einzelhandel, Biolebensmittel-Onlinehandel sowie Gastronomie. Mit 140 Besch?ftigten stehen Stefan Schopf, seine Ehefrau und Mit-Gesch?ftsf?hrerin Sabine Franz und das Unternehmen heute solide da - und denken stetig dar?ber nach, wie es weitergehen soll.

Ein Hofladen und ein paar Marktst?nde

Angefangen hat alles mit einem Hofladen, noch im alten Jahrtausend, und mit St?nden auf den Wochenm?rkten der Region. Ende der 1990er Jahre suchte das Hofgut Fischerm?hle jemanden, der sich um den Vertrieb der Produkte aus der hofeigenen G?rtnerei k?mmern wollte. Die Fischerm?hle war eine anthroposophische Arbeits- und Lebensgemeinschaft in Rosenfeld unweit von Balingen. Sabine Franz und Stefan Schopf waren beide in p?dagogischen Berufen, Schopf ist au?erdem gelernter Landwirt und leitete landwirtschaftliche Projekte mit sozialp?dagogischer Klientel. Sie wagten den Sprung, zogen um und stiegen ein, dabei ?bernahmen sie ein zehnk?pfiges Team. Eine ihrer ersten Pioniertaten folgte bald: Mit ihrer neuen Firma starteten sie bereits 1998 einen Lieferservice f?r Lebensmittel-Kisten, als eine der ersten auf dem Markt.

Pioniere auch beim Lieferservice

Vermarktung von Bio-Produkten war damals noch eine exotische Sache, beschreibt Schopf. "Es gab nur ganz rudiment?re Strukturen, es gab auch kaum Bio-Metzger oder Bio-B?cker. Das Bio-Thema war noch fest in den H?nden der alternativen Szene mit den langen Haaren. Und es gab keine Kunden, die es gewohnt gewesen w?ren, Bio-Produkte in einem gr??eren Markt zu finden." Damals sei bei K?ufern wie auch Verk?ufern das Geld nicht das zentrale Thema gewesen, "sondern Werte, Moral, Haltung, wie schon seit den 1960er-Jahren". Das ist ?brigens der Teil des Wandels, der ihm heute am meisten zu schaffen macht: "Jetzt wird die Branche mit rein kommerziellen Ma?st?ben ?berrollt, der Profit tritt in den Vordergrund."

Der Milchpreis und wof?r er steht

Es regt ihn auf, dass die Biomilch bei Lidl f?r 80 Cent zu haben ist. "Wir haben 20 Jahre lang daf?r gearbeitet, dass der Landwirt 50, 60 oder sogar 70 Cent f?r den Liter Milch bekommt. Genug Geld, damit er die Tiere gut halten kann. Wir wollten das Tierwohl verbessern. Wenn jetzt die Preisspirale auch im Biobereich startet, sind diese Werte in Gefahr. Das f?hrt zu Abbau und Raubbau, das ist eine Todesspirale." Insofern ist Bio-Milch nicht gleich Bio-Milch, bei vielen anderen Produkten gilt dasselbe, da setzt Schopf an: "Die Menschen sind da nicht v?llig aufgekl?rt", hat er beobachtet. In den b2-Biom?rkten wird inzwischen an vielen Stellen erkl?rt, warum die Preise so sind, wie sie sind.

Aber auch Sabine Franz und Stefan Schopf mussten den Betrieb, den sie ?bernommen hatten, permanent professionalisieren und sich darum k?mmern, dass er wirtschaftlich funktioniert. Vor 15 Jahren, wiederum als eine der ersten, f?hrten sie f?r ihre Bio-Kisten einen Online-Lieferservice ein, "das Bestellformular war damals noch auf DOS programmiert", schmunzelt er heute. Moderne Kassensysteme waren eine weitere Umstellung. Der erste Supermarkt nat?rlich. Dann die Idee, noch einen weiteren Schritt der Lebensmittel zu ?bernehmen: sie selbst zu produzieren, zu verkaufen und zuzubereiten. In beiden M?rkten gibt es heute einen Bistro-Bereich, wo vor den Leuten gekocht wird. Sie setzten auf Omni-Channel, ein kanal?bergreifendes Gesch?ftsmodell. Die Kunden k?nnen regional und saisonal bummeln, essen, einkaufen, "vom Acker bis zum Teller" beschreibt Schopf das Konzept, "und das alles mit einer ganz gro?en Transparenz".

Stabilit?t und Fachwissen bekommen

Das b2-Team hat sich bei vielen dieser Schritte begleiten lassen. Das RKW Baden-W?rttemberg ist schon seit 2002 regelm??ig im Unternehmen und hat viele Entwicklungen unterst?tzt. "So sind wir sehr effizient zum Ziel gekommen und haben weniger Fehler gemacht, das hat uns stabilisiert", sagt Schopf. "RKW BW hat uns zu jedem Zeitpunkt den richtigen Fachberater vermittelt, und so haben wir genau die Fachlichkeit bekommen, die wir gebraucht haben. Wir haben RKW BW als sehr treu und sehr kompetent erlebt."

Mit insgesamt f?nf RKW-BW-Fachberatern wurden Abl?ufe gut aufgestellt und Wege gefunden, die Mitarbeiter einzubinden. Es ging auch ums Betriebswirtschaftliche, um Kostenstellen, Kennzahlen und Kontrolle. Es gab eine sehr strategische Phase, es gab die Zeit der betrieblichen Differenzierung, es gab die gro?en Schritte der Digitalisierung zu "Bio 4.0", wie Schopf sagt, sie l?uft noch. Schon vor l?ngerer Zeit wurde die G?rtnerei erweitert, unl?ngst in Geislingen-Binsdorf die neue Zentrale samt Logistikzentrum aufgebaut, dort soll nun auch die G?rtnerei noch einmal wachsen. Dann kam das Thema auf, wie man eine zweite F?hrungsebene einbaut und die Kommunikation zwischen den Ebenen und Betrieben organisiert. Jetzt geht es allm?hlich um den Generationenwechsel.

Regional besonders stark

Die Statistiken sind bislang kontinuierlich nach oben gegangen. Gesamtleistung, Verkaufsvolumen, egal ob in den L?den, online oder beim Lieferservice. Im Onlinebereich hat das Unternehmen derzeit etwa 1500 Kunden w?chentlich, in den L?den weitere 3000. Stefan Schopfs Lieblingszahl: 30 Prozent. 30 Prozent des Umsatzvolumens machen sie mit Produkten aus der Region. Vor allem von einer Kooperation von zehn Betrieben, die direkt zuliefern, B?cker, Metzger, G?rtner, andere landwirtschaftliche Betriebe. Alles bio. Das Land Baden-W?rttemberg vergab daf?r im Jahr 2011 seinen Zukunftspreis Handel. Die L-Bank verlieh 2016 den Landespreis. Jetzt m?ssen nur noch die Kunden begreifen, dass bio nicht gleich bio ist.

Weitere Informationen

  • b2 Bio pur GmbH
  • b2 Bio-G?rtnerei GmbH
  • Fischerm?hle Handels-GmbH
  • 72351 Geislingen-Binsdorf
  • www.b2-biomarkt.de
  • RKW BW-Berater: Ralph Sieger
  • RKW BW-Fachberater: G?nter Kugler (u. a. Fachberatung Markt), Tilmann Spieth und Frieder Grimm (Strategische Ausrichtung, Aufbau- und Ablauforganisation, Organisation), J?rn Oehmichen (Digitalisierung, ERP)
  • Beratungszeitraum: 2002 bis heute
  • Beratungsschwerpunkte: Unterst?tzung bei Betriebswirtschaft; Strategie, Expansion, F?hrung, Personal; Marktausrichtung, Wettbewerbsf?higkeit

Haben Sie Fragen, brauchen Sie Unterst?tzung? Dann senden Sie eine E-Mail ans RKW BW oder rufen Sie uns an: 0711-22998-0.

Das RKW BW unterst?tzt mittelst?ndische Unternehmen mit Unternehmensberatung und Weiterbildung. M?chten Sie sich unverbindlich informieren? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Beratung RKW Baden-W?rttemberg

0711 229980